Frauenwahlrecht: wählen und gewählt werden

Frauen der Esslinger Linken mit Jessica Tatti, MdB. Foto: DIE LINKE.

Vor 100 Jahren, im Januar 1919, wurde das Wahlrecht für Frauen in Deutschland zum ersten Mal umgesetzt. Dem ging eine lange Geschichte voraus, in der sich viele Frauen für ihre Rechte stark machten. Zu den frühen Vorkämpferinnen für das Frauenwahlrecht gehört Clara Zetkin. Sie hat seit 1892 in Stuttgart die Frauenzeitschrift „Die Gleichheit. Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen“ herausgegeben. Diese hatte mehr als 125.000 Abonnent*innen und sprach sich für die Emanzipation aller Frauen und gegen den Militarismus aus. Darin wurde sie von ihrer Freundin Rosa Luxemburg unterstützt.

Der Erste Weltkrieg mit seinem millionenfachen Morden und den Zerstörungen bestärkte Frauen in ihrem Kampf für Frieden und Gleichberechtigung. Dafür gingen sie in allen Teilen des Reichs auf die Straße. Die Novemberrevolution von 1918 beendete den Krieg und setzte dem Feudalismus und der Diktatur der Militärs ein Ende. Das bis dahin in Preußen noch geltende Dreiklassenwahlrecht wurde abgeschafft.

Am 30. November 1918 wurde das aktive und passive Wahlrecht für alle Bürger*innen ab dem 20. Lebensjahr bei der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung aufgenommen. So kam es, dass Frauen am 5. Januar in Baden, am 12. Januar in Württemberg und am 19. Januar 1919 in ganz Deutschland zum ersten mal wählen und gewählt werden durften. Unter den 423 Abgeordneten in der Nationalversammlung waren 1919 das erste Mal 37 Frauen. Heute haben wir 31 % Frauen im deutschen Bundestag (die Fraktion DIE LINKE besteht immerhin zu 54 % aus Frauen).

Das hart erkämpfte Wahlrecht dürfen Frauen in Esslingen am 10.02.2019 (Bürgerentscheid zur Stadtbücherei) und am 26.05.2019 (Kommunal- und Europawahlen) in Anspruch nehmen. Wir Frauen im Jahr 2019 mussten für dieses Recht nicht kämpfen. Trotzdem wissen wir, was es wert ist und werden dieses Recht gerne in Anspruch nehmen: Uns für eine gleichberechtigte Gesellschaft stark machen. Dies bedeutet aber nicht nur klug zu wählen, sondern sich auch selber politisch einzubringen.