Bert Heim

B. Heim; Foto: Yves Noir

Für mich, seit über 50 Jahren politisch aktiv, ist es wichtig, daß sich Menschen gerade im kommunalen Umfeld stärker für ihre Belange einsetzen, Missstände benennen und versuchen, diese zu verändern. Ich bin der Meinung, daß der beste Sachverstand von den Betroffenen selbst kommt und so scheint mir das Einbringen eigener Meinungen und Standpunkte in einen kommunalen Arbeitskreis sinnvoll. Dieser Arbeitskreis kann dann die gewählten Gemeinderäte unterstützen und beraten. Am besten vertreten können dies für mich die Gemeinderät*Innen der LINKEN. Parlamentarisch zu arbeiten ist jedoch nur eine Möglichkeit der politischen Aktivität. Auch außerhalb dessen habe ich mich oft zu politisch relevanten Themen einzubringen versucht.

In Esslingen herrscht akuter Wohnungsmangel. In der Diskussion prallen Flächenverbrauch und die Notwendigkeit, neue Bauflächen auszuweisen, zum Teil unversöhnlich aufeinander. Wo liegen Ihre Prioritäten? Wie kann es gelingen, der Wohnungsnot zu begegnen?

Auch hier liegen Fehlentwicklungen der Stadtverwaltung in der Vergangenheit. Da schon lange auf die private Initiative von Spekulanten gesetzt und der städtische Wohnungsbau vernachlässigt wurde, wurde bezahlbarer Wohnraum knapp. Abhilfe bringen einerseits die Förderung städtischer Wohnbaugesellschaften, die bedarfsgerechte Wohnungen baut und sie in kommunaler Hand belässt. Andererseits kann eine Bestandsaufnahme bestehender Wohnungen bezüglich der Wohnraumbelegung ergeben, daß Häuser und große Wohnungen von nur einer oder zwei Personen bewohnt werden. Viele dieser Häuser werden von alten Menschen belegt. Nach deren Tod sollte die Stadt die Möglichkeit eines Vorkaufrechts prüfen, so makaber dies auch klingt. Auch kann laut über den Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes nachgedacht werden: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Dieses Gesetz wurde ja nicht zum Spaß geschaffen, sondern würde auch dazu dienen, dem Spekulantentum einen Riegel vorzuschieben.

Der Einzelhandelsstandort Esslingen ist in Gefahr. Die Händler bekommen die Folgen des Internet-Geschäfts zu spüren – Leerstände und Verlagerungen sind die Folge. Der Innenstadt droht ein Verlust an Zugkraft und Attraktivität. Mit welchen Mitteln kann diesem Trend begegnet werden? Wie sieht Ihre Vision von einer Esslinger Innenstadt der Zukunft aus?

Die Verelendung der Innenstadt, ein eingeschränktes Angebot der Güter und die Zunahme monotoner Einzelhandelsketten sind nicht nur, aber auch in Esslingen eine reelle Gefahr, bzw. schon fortgeschritten. Ein bunter Mix verschiedener Geschäfte gehört bald der Vergangenheit an.

Der Verödung besonders der Fußgängerzonen muß ein Konzept der Stadtverwaltung folgen, den Hausbesitzern der Ladengeschäfte eine Umkehr von Ladenketten zu bedarfsgerechten Einzelhandelsläden schmackhaft zu machen.

Dem anderen Problem, dem zunehmenden Versandhandel, kann die Stadt mit Aufklärungsarbeit entgegnen und auf die Konsequenzen hinweisen. Oben beschriebene Zustände sind die Folge beider Entwicklungen. Internethandel und Ladenketten, tragen dazu bei, daß die Innenstadt zusehends verarmt. Das Beispiel Paris zeigt, daß dort die Stadtverwaltung in bestimmten Bezirken kleinere Läden durch verschiedenen Maßnahmen hilft, sich dort anzusiedeln, etwa mit Mietzuschüssen. Dies hebt die Wohnqualität und wird das Leben der Bewohner bereichern.