Gehweg für Fußgänger*innen verboten

Vogelsangbrücke / Foto: Jörg Exner

Berichtsantrag zu den Funktionen der Vogelsangbrücke

die Fraktionen SPD und DIE LINKE im Esslinger Gemeinderat stellten mit Erstaunen fest, dass der Gehweg auf der östlichen Seite der Vogelsangbrücke zwar wunderschön saniert wurde, aber für den Fußgängerverkehr gesperrt ist. Von daher bitten wir die Verwaltung, dem Gemeinderat bzw. dem zuständigen Ausschuss in öffentlicher Sitzung unter Berücksichtigung folgender Fragen Bericht zu erstatten:

  1. Welche Funktion erfüllt der sanierte Gehweg auf der östlichen Seite der Vogelsangbrücke, wenn er für den Fußverkehr gesperrt ist? Hat die Aussage aus dem Bauidezernat in der EZ vom 17.07.2019, für den Fußverkehr vom Zollberg kommend über den Unteren Eisbergweg sei die Vogelsangbrücke eine Alternative, noch Gültigkeit?
  2. Die Fußgängerüberwege auf der östlichen Seite der Brücke sowohl zur Querung der Abfahrt von der B10 als auch der über den Abgang zur Ulmer Str. sind ersatzlos gestrichen worden. Fußgänger*innen vom Unteren Eisbergweg kommend müssen jetzt erst die Vogelsangbrücke, dann die Abfahrt zur B10 in Richtung Stuttgart, dann die Auffahrt der Südtangente und schließlich nochmals die Vogelsangbrücke queren. Diese Route steht jetzt als Alternative zum Alicensteg Schulklassen für den fußläufigen Weg zur Jugendfarm etc. zur Verfügung. Wurde dies gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften überprüft?
  3. Lag die jetzige Verkehrsführung dem ATU oder einem anderen Ausschuss zur Entscheidung vor? Wenn nicht, auf welcher Grundlage wurde die Entscheidung dann getroffen?
  4. Wurde getestet welchen zeitlichen Mehraufwand Fußgänger*innen aufbringen müssen, die jetzt die Vogelsangbrücke zweimal über Ampeln überqueren müssen, um an ihr Ziel zu kommen?
  5. Welche Baukosten sind der Stadt für den Fußgängerweg auf der östlichen Seite der Vogelsangbrücke entstanden?

Mit freundlichen Grüßen

Heidi Bär (SPD- Fraktion)

Tobias Hardt (Fraktion DIE LINKE)

PM: Jörg Exner von der Esslinger Gruppe des Fachverbands FUSS e. V. staunte nicht schlecht, als er jüngst am Zugang zum östlichen Gehweg auf der frisch sanierten Vogelsangbrücke ein nagelneues, fest installiertes Durchgangsverbotsschild für Fußgänger*innen entdeckte. Bei weiteren Nachforschungen stellte er fest, dass der Gehweg bis zur B-10-Abfahrt aus Richtung Plochingen gesperrt ist und zwei vor der Sanierung bestehende Überwege mitsamt Ampeln fehlen. Warum sperrt man einen frisch sanierten Gehweg? SPD und LINKE stellen der Verwaltung jetzt in einem Berichtsantrag diese und einige zusätzliche Fragen zum Sachverhalt auf der Vogelsangbrücke.

Offensichtlich stelle für die Entscheider hier eine zeitsparende und damit attraktive Fußverbindung keinen Wert dar, vermutet Petra Schulz, Kreisvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland. Das zügige Vorankommen des Kfz-Verkehrs, den man ja eigentlich erklärtermaßen reduzieren muss und will, ist da womöglich wichtiger. Dass Fußgänger*innen durch die jetzt notwendige zweimalige Querungen der Vogelsangbrücke fünf Minuten Umweg in Kauf nehmen müssen und damit das Zufußgehen hier extrem unattraktiv wird, hat für die Bauverwaltung offensichtlich niedrige Priorität. Besonders brisant ist dabei, dass die Verwaltung eben diese Route als attraktive Strecke Richtung Zollberg ausweist, anstelle des seit Jahren gesperrten Alicenstegs, den sie am liebsten abreißen würde.

„Als Fußgänger die Vogelsangbrücke zu überqueren, war vor der Sanierung der Brücke schon eine Notlösung – die Umwege für Fußgänger nach der Sanierung sind unzumutbar und völlig inakzeptabel!“, meint die SPD-Stadträtin und Pädagogin Heidi Bär. Ähnlich sieht es ihr Kollege Tobias Hardt (LINKE), der die Sanierungskosten für den gesperrten Gehweg als Spareinlage für die mittelfristige Erneuerung des Alicenstegs sinnvoller investiert gesehen hätte. Grüne, SPD und LINKE setzen sich seit Jahren für eine fußläufige Verbindung vom Zollberg in die Innenstadt ein. Mit der Sanierung und Öffnung der ebenfalls gesperrten Treppenanlage beim Alicensteg könnte die Stadt ein erstes Zeichen des guten Willens setzen.