Fortgesetzte Zerstörung des Hauptbahnhofs

Der Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer vor seiner Zerstörung. Foto: DIE LINKE

Der Hauptbahnhof der Architekten Bonatz und Scholer wurde von 1914 bis 1928 gebaut. Das Gleisvorfeld mit seinen dreistöckigen Bauwerken macht es möglich, dass Züge ein- und ausfahren ohne sich gegenseitig zu behindern. Im Bahnhofsgebäude selbst waren Gepäckaufgabe, Postamt, Expressgut organisch eingebunden. Es war möglich auf 16 ebenerdigen Bahnsteigen bequem ein-, aus- oder umzusteigen. Die Architektur machte es zu einem Genuss in Stuttgart anzukommen. Der Hbf war für täglich 300.000 Reisende mit der pünktlichste in Deutschland.

Seit neun Jahren wird das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zerstört. Der ebenerdige Kopfbahnhof mit 18 Gleisen soll durch eine unterirdische 8-gleisige Durchgangshaltestelle ersetzt werden. Diese kann nur in Schieflage gebaut werden. Sie macht den Bau von mehr als 60 km Tunnel nötig; zu grossen Teilen durch risikoreichen Gipskeuper. Die Verkehrsleistung wird um mindestens 30% reduziert. Die Kostenschätzungen haben sich zumindest vervierfacht und die geplante Inbetriebnahme wurde von 2019 auf 2025 verschoben.

Zunächst wurden die Seitenflügel abgerissen und jahrhundertealte Bäume des Schlossparks gerodet. Dann wurden die Bahnsteige um 400 m verlegt. Jetzt wurde die grosse Querhalle geschlossen, um eine „Shopping Mall“ einzurichten und ein zweistöckiges Hotel draufzusetzen. Für die Pläne der Zerstörung sind Politiker von CDU und SPD verantwortlich. Die jetzt fortgesetzte, unnötige Zerstörung des Denkmals erfolgt unter Billigung und Schweigen von Politikern der Grünen in Stadt und Land.

Glücklicherweise gibt es seit der Konzeption des Milliarden-Murks-Projekts Widerstand aus der Bevölkerung und ungezählter Fachleute. Sie alle stehen zu Tausenden; früher gar zu Zehntausenden; auf, um einen Baustopp zu fordern. Sie haben Alternativen ausgearbeitet, die die schon gebauten Werke miteinschliessen, aber den bequemen, hocheffizienten Kopfbahnhof erhalten.